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Ein Amselnest in unserem Garten

  • Erstellt: 31. März 2008

Es war schon eine Überraschung, als eines Tages ein Amselnest unter dem Vordach des Ablageplatzes für Gartenzubehör entstanden war. Das erste Bild mit den Eiern im Nest gelang mir am 29.03.2008 im neuen Garten.

Die Amsel

Merkmale: das Männchen ist matt schwarz mit gelbem Schnabel, das Weibchen schwärzlich braun, Vögel bis zur Herbstmauser schwach getropft.

Lebensraum: Laub-und Nadelwälder mit feuchtem Boden, Gärten, Städte und Parkanlagen. Die Waldamseln sind sehr scheue Bodenvögel, die StadtAMSeln sind zwar immer vorsichtig und mißtrauisch gegen alles Fremde, aber vertragen auch viele " Betrieb " in ihrer näheren Umgebung. Die Amsel hüpft und läuft ruckartig und stellt in der Erregung ihren langen Schwanz auf; die Stare, die auf dem Rasen zusammen mit ihr nach Nahrung suchen, schreiten in aufrechter Haltung emsig hierhin und dorthin. Im Stadtbereich kommen vielfach Amseln mit mehr oder weniger viel Weiß im Gefieder vor (Teilalbinos).
Fortpflanzung: die Amselmännchen beginnen bereits an milden Spätwintertagen zu singen, wenn auch nur so leise, daß man sie erst aus der Nähe hört, sie " phantasieren ". Die Zeit des ersten Frühlingstauwetters hört Man dann das volle Amsellied. Wäre es nicht so alltäglich, die Vogelfreunde würden ihm mit Andacht lauschen es wohl für das beste Vogellied  unter den Sängern Europas halten, das der Nachtigall noch übertreffend. Ganz sicher ist es das musikalischste unerreicht in seinem Reichtum an Melodien und Harmonien.
Die Tätigkeit der Keimdrüsen wird bei den Vögeln auch durch die Tageslänge gesteuert. So kommt es vor, daß man in der immer hellen Stadt auch mitten der Winter noch zuweilen den vollen Amselgesang hören kann - ein eigenartiger Kontrast zur lebensfeindlichen Zeit und Umwelt. Ansonsten singen die Amseln am eifrigsten bei leichtem Nieselregen und in der Morgen-und Abenddämmerung.

Das Amselpaar besetzt zur Brutzeit ein Revier, in dem es keine andere Amsel duldet. Wer nicht weicht, wird mit Schnabel und Krallen bearbeitet. Die Streithähne vergessen manchmal so sehr die Welt um sich herum, daß man sie mit  den Händen greifen kann es ist schon geschehen, daß ein Habicht auftauchte und beide mitnahm. Auch am Futterhaus ist die Amsel streitlustig und schwingt sich zum Herrscher auf. Gelegentlich kämpft sie auch bis zur Erschöpfung gegen ihr Spiegelbild in einer Glasscheibe oder einer verchromten Autoradkappe.

Das Nest ist ein tiefer Napf, der innen mit einer Erdschicht ausgelegt und dann noch mit Halmen abgedeckt wird. Schon manche Hausfrau hat mit Schrecken gesehen, wie eine Nest bauende Amsel die feuchte Erde aus den täglich gegossenen Blumentöpfen holte. Das Nest wird meist niedrig und oft ohne alle Vorsicht irgendwo hin gesetzt, teils in kleinen Fichten, teils auf Veranden, zwischen Blumenkästen oder unter das Dach von Gartenhäusern. Meist brütet nur das Weibchen, nur selten vom Männchen abgelöst. Die Brutdauer beträgt 12 bis 14 Tage, die Nestlingsdauer 12 bis 13 Tage. Die Jungen verlassen das Nest, wenn sie kaum fliegen können, und betteln danach noch etwa 14 Tage lang mit gellenden Rufen um Futter.

Nahrung: die Amsel ist wie die anderen Drosseln Spezialist in der Jagd auf Regenwürmer, die sie in der Wiese entdeckt und so geschickt aus dem Loch zieht, daß sie nicht zerreißen. Zur Obstzeit nimmt sie auch gerne Obst und hat sich damit bei Hobbygärtnern viele Feinde gemacht. Es  ist nutzlos, die Amseln dann zu töten, denn sofort würden Amseln aus den Nachbarrevieren zuziehen. Besser deckt man zum Beispiel die Erdbeerbeete mit Netzen ab, die der Gartenfachhandel dafür anbietet.
Das Verhalten vieler Stadtamseln ist ziemlich entgleist. Es gibt Männchen, die nie singen, andere beteiligen sich nicht an der Jugendaufzucht, manche versuchen schon im Winter zu brüten.
Wer eine Amsel im Garten hat, kann sie durch Ruhe und Regenwürmer dahin bringen, aus der Hand zu fressen und auf Ruf zu erscheinen. Die Amseln waren früher in Mitteleuropa Zugvögel, aber mit Beginn der Verstädterung sind viele zu Standvögeln geworden. Der "Bevölkerungsaustausch" zwischen Wald und Stadt ist bei den Amseln ein interessantes Kapitel und Gegenstand von Forschungen.

Text aus dem farbigen Naturführer - Landvögel

Während das Männchen so scheu war, daß es schon bei kleiner Unruhe vom Nest abdrehte, zeigte sich das Weibchen wesentlich zutraulicher. Es nahm sogar Regenwürmer, die wir vor das Nest legten, flog mit ihnen weg, suchte eine harte Unterlage, um die Würmer zu zerkleinern und kam dann zum Füttern zurück. Nach dem Füttern nahm es jedesmal den Kot von einem Jungen im Schnabel mit, was wir beim Männchen nie beobachten konnten.

Nach 12 Tagen hüpfte das erste Junge aus dem Nest und startete einen Flugversuch bis auf die Regentonne. Als es wieder starten wollte, rutschte es aus und fiel ins Wasser. Zum Glück hatte ich den Vorfall beobachtet und konnte es retten. Sonst wäre es ertrunken. Ich setzte es zurück ins Nest. Aber am Abend flog es auf Nimmerwiedersehen aus. Die anderen vier folgten ihm. Noch einige Tage lang wurden sie von den Eltern - gut versteckt unter Sträuchern - mit Nahrung versorgt.

Das Amselnest soll man nach der Brut nicht entfernen. Dann kommen die Amseln zurück und brüten wieder.